Donnerstag, 28. November 2019

15.10.2019 - 12.11.2019

Voller Vorfreude sprang ich nach dem wir Shanghai verlassen hatten in den Pool. Nach einem ausgiebigen Bad legte ich mich für ein Nickerchen hin. Als ich aufwachte schaukelte die kleine Fähre so stark, dass man, ohne sich am Geländer festzuhalten, kaum laufen konnte. Überall hingen nun Kotzbeutel, die sich die Passagiere nehmen konnten. Ich selber fühlte mich anfangs noch sehr gut. Die ersten Fahrgäste in unserem Schlafraum mussten sich schon übergeben. Nach ca. zwei Stunden fühlte ich mich auch nicht mehr ganz so wohl und legte mich wieder hin.
Ein witziges Gefühl, welches ich sonst nur vom Achterbahn fahren kenne. Beim Liegen fühlte es sich in manchen Momenten so an, als würde mein Magen im Bauch eine Drehung machen. Trotzdem überstanden Romain und ich die Nacht ohne weitere Vorkommnisse.
Am nächsten Morgen schwankte das Schiff schon nicht mehr so sehr und ich konnte meinem Alltag an Bord beginnen. Das bedeutete, dass ich viel schlief, ab und zu an Deck ging, etwas las, mit Romain nochmals in den Pool sprang und wir am Abend den Schnaps tranken. Somit ging die Zeit auch sehr rasch um und kaum, dass wir uns ans Leben an Bord gewöhnt hatten, mussten wir auch schon wieder auf Wiedersehen sagen.


 Es wird Nacht.



Wir warten darauf, dass wir von Bord gehen können.


Wir legten am 17. Oktober um 11 Uhr morgens Ortszeit an. Japan ist nochmal eine Stunde voraus und somit sind es sieben Stunden Unterschied zur deutschen Sommerzeit.
In Japan angekommen hieß es erstmal, wie an jeder neuen Landesgrenze, Ausweis- und Gepäckkontrolle. Japan ist Land Nummer 18. auf meiner Reise.
Die Ausweiskontrolle brachten wir gut hinter uns. Bei der Gepäckkontrolle sah es schon schwieriger aus. Der junge Polizist mit Unterstützung kontrollierte Romain und mich gleichzeitig. Nach den klassischen Fragen was wir in Japan wollen, in welchen Ländern wir vorher waren und ob wir illegale Dinge mit ins Land bringen würden, blieben die Polizisten hartnäckig an der Frage stehen, ob wir Drogen dabei hätten. Nachdem er uns ein eingeschweißtes Blatt auf dem verschiedenste Drogen zu sehen waren vorlegte, fragte er uns zweimal ob wir nicht doch Marihuana dabei hätten. Wir erklärten ihm, dass wir nicht in Japan wären um Drogen zu nehmen, sondern um Land und Menschen kennenzulernen. Das schien ihn etwas zu beruhigen. Trotzdem blieb er hartnäckig. Da Romain einige Stempel von afrikanischen Ländern in seinem Ausweis hatte, wurde er gefragt, ob die Leute dort kiffen. Auf Romains bejahende Antwort hin fragte er, wie die Leute die Marihuana rauchen denn dort aussehen. Bei dieser Frage mussten wir beide lachen und Romain erklärte, dass sie normal aussehen würden.
Bei der genaueren Untersuchung unserer Taschen fand der Polizist noch ein paar Reste getrockneten Rosmarins in meiner Lenkertasche. Diesen hatte ich dort vergessen. Er begutachtete ihn in seiner Handfläche. Der gute Rosmarin Geruch und meinen Hinweis, dass er doch mal daran riechen sollte, stellte ihn zufrieden. Bevor unsere Taschen dann letztendlich noch durch den X-ray geschickt wurden, fragte er uns noch, ob wir "tools" (Werkzeug) dabei hätten. Romain und ich sagten im Chor "yes, for the bicycles" und wollten ihm schon erklären für was welches Werkzeug verwendet wird. Doch der übereifrige Polizist fiel uns ins Wort und sagte "no, no, tools for taking drugs". Romain und ich mussten uns mal wieder ein lautstarkes Lachen unterdrücken. Natürlich hatten wir keine "tools for taking drugs" mit uns. Endlich durften wir Japan betreten während alle anderen Passagiere schon längst nicht mehr zusehen waren.

Japan überforderte uns in den ersten Tagen. Alles war plötzlich so teuer und alles hatte seine Regeln, wie was zu laufen hat und wo was hingehört. Zum Beispiel mussten wir in den großen Städten aufpassen, wo wir unsere Fahrräder abstellten, da dies nicht überall erlaubt war und sie dann "abgeschleppt" werden könnten.

Romain und ich hatten beide ein Tiefpunkt. Nichts lief, wie geplant. Die Hostels waren teuer, es regnete und Romains Weiterreise nach Amerika gestaltete sich komplizierter, als gedacht. Somit fuhren wir nicht nach Nara sondern steuerten direkt Kyoto an, wo wir ein günstigeres Hostel fanden. Von dort aus konnten wir alles weitere planen und organisieren. Doch so einfach war das nicht. Aufgrund von ausgebuchten Hostels welchselten wir während unseres 4 tägigen Aufenthalts in Kyoto drei mal die Unterkunft. Was immer mit viel Rumfahrerrei und einhalten der check out bzw. check in Zeiten verbunden war. Zwischen dem Wechseln der Schlafstätten fanden wir trotzdem noch Zeit einiges zu besichtigen, uns einen Abend mit Yoshi (einem Freund von mir, den ich in Deutschland kennenlernte, während er dort für ein Jahr arbeitete) zu treffen und uns an Japan zu gewöhnen.
Leider machte es für Romains Planung am meisten Sinn schon wieder am 23. einen Flieger in die USA zu nehmen. Da der Flieger früh am Morgen ging, brachte ich ihn am Abend des 22. noch zum Shuttlebus. Der Abschied von meinem mittlerweile sehr gut gewordenen Freund viel mir dieses Mal nicht so leicht.


Die ersten Meter in Japan. Es herrscht Linksverkehr.



Der Weg nach Kyoto ist nicht wirklich schön und wir müssen ständig an Ampeln halten oder über Fahrradbrücken fahren.



Wenn mal kein Dorf kommt sind es Industrie oder Felder.



 Kyoto ist eine sehr touristische Stadt.



Ramen. Super lecker.



Eine Fußgängerzone.



 Wir transportieren Romains Box ins nächste Hostel. Im Flieger muss man das Fahrrad verpacken.



 Wir besichtigen einen Tempel.







Fushimi Inari Shrine. Ein von Touristen überlaufener Ort.



Man läuft teilweise durch Tore, die aufgrund ihrer Anzahl einen Art Tunnel bilden.



 Wenn man die Hauptwege verlässt kommen wir noch in einen ganz schönen Teil.



 Alte Gräber.






Blick über Kyoto.







Das überteuerte Gemüse. 1€ sind ungefähr 120 Yen. Somit kostet hier eine halbe Paprika mehr als einen Euro. Die Tomaten daneben ca. 3€. Zudem kommt noch ein Verpackungswahn.



Diese Zwiebel kostet knapp 0,90€.



Ein auch von Touristen überlaufener Bambuswald.



Aber auch hier findet man einen schönen Ausblick, wenn man etwas abseits der Hauptwege läuft.



Wir machen uns auf nach Ozaka um Yoshi zu treffen. Es sind nur 30 Minuten per Zug.



Der Abend mit Yoshi (rechts) und seinem Kumpel baut uns wieder auf und wir verbringen einen lustigen Abend.



Neben japanischem Bier gibt es gutes Essen und Sake zu trinken. Sake ist ein aus Reis gewonnener Alkohol mit 15 bis 20 %. Sehr lecker und empfehlenswert.


Schnell hatte ich aber wieder meinen eigenen Rhythmus gefunden und ich machte mich bei strahlendem Sonnenschein auf nach Kobe. Kobe liegt ca. 80 km südlich von Kyoto und ist der Wohnort meines Freundes Yoshi und seiner Frau Yoko.


Ich habe Glück mit dem Wetter und es scheint die Sonne.



 Traditionelle Dächer.



Ich folge einem Fluss. Es ist eine schöne Fahrt, doch ständig muss ich vom Rad steigen und es über die links zu sehende Fahrradstopper tragen.



In einer kleinen Stadt zwischen Kyoto und Kobe.



Am Abend läuft im japanischen Fernsehen eine Sendung zum Deutsch lernen. In dieser Episode wird zufälligerweise unser schöner Schwarzwald und Freiburg vorgestellt. Im Hintergrund sieht man das Schwabentor.


Ich verbrachte einen schönen Abend mit Yoshi und Yoko. Doch leider ging es Yoshis Großmutter gesundheitlich nicht gut und die beiden flogen am folgenden Morgen in Yoshis Heimatstadt im Süden Japans.
Da es noch zwei Tage durch regnete blieb ich in dieser Zeit noch alleine in ihrer Wohnung und fuhr am 26. auch Richtung Süden.

Auf dem Weg zur Brücke über die ich die Insel Awaji erreichen wollte musste ich aber feststellen, dass dies mit dem Fahrrad nicht erlaubt war. Somit fuhr ich zu einem Hafen, bei dem ich eine Fähre erhoffte. Doch auch hier wurde ich ohne das Fahrrad in eine Box oder eine Tasche zu packen abgewiesen. Glücklicherweise gaben sie mir eine Adresse von einer anderen Fähre auf der ich mein Fahrrad unverpackt transportieren durfte.
Die Insel Awaji ist eine kleine Insel und somit erreichte ich schon nach eineinhalb Tagen die südliche Spitze um festzustellen, dass es hier wieder eine für Radfahrer nicht befahrbare Brücke gibt. Durch Recherche im Internet fand ich einen Bus und mit Hilfe der Angestellten bzw. einer Gruppe motivierter Japanern schaffte ich es einen Platz in einem Bus zu buchen und den Abfahrtsort herauszufinden. Drei Stunden später saß ich dann zum Glück, ohne weitere ernsthafte Vorkommnisse, im Bus in Richtung der zweitkleinsten Hauptinseln Japans, Shikoku.
Da es schon um halb sechs Stock dunkel wurde, suchte ich recht früh nach einem Campspot. Es war eine gute Entscheidung, denn ich hatte Schmerzen in meinem linken Knie. Ich war Motivationstechnisch und Emotional echt nicht so gut drauf und fühlte mich ganz schön ausgelaugt.
Der nächste Tag brachte aber schon wieder bessere Laune, als ich merkte, dass meine Knieschmerzen, auch dank der von meiner Tante Maria Felicitas gestrickten Kniewärmern, nicht mehr da waren. (Nochmals vielen herzlichen Dank dafür)

In der nächsten Nacht regnete es bis zum Mittag des darauffolgenden Tages ohne Unterbrechung. Doch nur zwei Stunden nachdem der Regen aufhörte strahlte schon wieder die Sonne, als hätte es nie einen Regen geben.


Um Kobe zu verlassen fahre ich mal wieder auf für Radfahrer eigentlich nicht erlaubten Highways.



Ich habe die Fähre gefunden und bin auf dem Weg nach Avaji.



Das ist die erste nicht befahrbare Brücke.






Die Fähre.



Mein erster Campspot. Mit Blick auf die Seto Inlandsee.







Dieser Krebs hat wohl die ganze Nacht mein Rad bewacht. Mir fällt er erst am Morgen auf.



Mein Weg führt mich durch kleine Dörfer.



Mit Blick auf die Naruto Brücke und die Shikoku Insel. Auch diese Brücke ist für Radfahrer verboten.



Treppen... Dieser Weg ist für Radfahrer extra ausgeschildert um die Bushaltestelle zu erreichen.



Und noch mehr Treppen. Wie diese Treppen ältere Menschen mit Rad überwinden sollen ist mir ein Rätsel.



Nach zwei Stunden warten sitze ich endlich im Bus. Für die nur 10 minütige Busfahrt liegt mein Fahrrad mit ausgebautem Vorderrad und Sattel im Laderaum.



Weiterhin folge ich der See.



Locals bei der Feldarbeit.



Auf der Suche nach einem Campspot fahre ich auf eine Landzunge.



Es wird etwas bergig.



Dafür komme ich in kleine Dörfer...



...und auf verlassene Straßen.



Auch diese Buddhastatur ist total eingewuchert.



Nephila Clavata. In japanisch Joro Gumo, wörtlich übersetzt "Prostituiertenspinne". Wieso diese Spinne im japanischen diesen Namen hat, konnte ich leider noch nicht herausfinden. Dieses Exemplar ist noch kleiner. Auf der Suche nach einem Campspot rausche ich in mehrere Netze, da ich diese erst nicht gesehen hatte. Glücklicherweise bleibt nur eine an meiner Lenkertasche hängen. Meine Internetrecherchen ergeben, dass ein Biss zwar schmerzhaft, aber nicht weiter gefährlich ist. Ich kreuze ihren Artgenossen noch einige Male den Weg.


Ich campe in einem Park am Strand.



Am Morgen regnet es immer noch.



Ein schöner Anblick.






Ich wurde in Japan sehr oft von LKW Fahrern mit geringem Abstand überholt.
Bei einer Linkskurve überholte mich mal wieder sehr knapp ein LKW. In Japan herrscht Linksverkehr. Nachdem die Fahrerkabine an mir vorbeigezogen war kam das Heck immer näher. Beinahe hätte mich der Fahrer zwischen Bordstein und seinem LKW eingequetscht. Der LKW bog kurz darauf auf ein Firmengelände ein. Ich war so sauer, dass ich dem LKW bis an die Laderampe des Firmengeländes folgte. Ich bändigte meine Wut und sprach den Fahrer freundlich an. Ich wies ihn darauf hin, dass er beim Überholen doch bitte besser aufpassen sollte. Da er kein Englisch verstand übersetzte ein Firmenmitarbeiter mein Anliegen. Der Fahrer entschuldigte sich, für Japan typisch mit einer tiefen Verbeugung. Ich hatte das Gefühl, dass ihm sein waghalsiges Überholmanöver gar nicht aufgefallen war. Somit war die Sache für mich erledigt und ich fuhr weiter.
Keine zehn Minuten später überholte er mich wieder, drosselte das Tempo und winkte mir aus dem geöffneten Fenster zu. Während er langsam vorbeifuhr entschuldigte er sich noch einmal.

Am selbigen Tag erreichte ich noch Shimanami Kaido. Dieser sehr bekannte Highway führt von der Shikoku Insel über mehrere Brücken die sechs kleinere Inseln verbinden, bis man wieder die Hauptinsel Honshu erreicht. Nachdem es etwas kompliziert war Awaji und Shikoku mit dem Fahrrad zu erreichen, wurde hier parallel zum Highway ein Rad- und Fußgängerweg gebaut. Es ist eine traumhafte Strecke, man erreicht wunderschöne Strände und fährt durch kleine Dörfer. Natürlich ist diese Gegend auch bei anderen Touristen beliebt, trotzdem finde ich einen verlassenen Strand an dem ich mein Nachtlager aufschlage.



 Hier beginnt ein perfekter Radweg, der mich bis nach Onomichi auf Honshu führt.







Die Fahrradbrücken verlaufen mit den Autobrücken. Nur für den Auf- und Abstieg gibt es extra Wege.







Die erste Brücke.



Die erste Brücke hat meiner Meinung nach den schönsten Ausblick.






Auf der ersten Insel namens Oshima fahre ich auf der Suche nach einem Campspot durch kleine Dörfer.



Ein kleiner Hafen mit Blick auf die Brücke über die ich gekommen bin.


Eine große Werft.



An einem großen, aber verlassenen Strand lege ich meine noch nassen Sachen zum Trocknen aus.



Der Blick aufs Meer.



Unter vom Herbst schön gefärbte Bäume schlage ich mein Nachlager auf.



Der Sonnenuntergang.



Ich habe schon beim Betreten des Strandes bemerkt, dass das Treibholz sehr weit oberhalb am Strand liegt und der Sand größtenteils auch feuch ist. Daher schlage ich mein Zelt auf der Grünfläche auf, um vom Wasser verschont zu bleiben.



Trotzdem baue ich mit Hilfe aus Treibholz und einem kaputten Eimer der an Land gespült wurde einen Damm. Ob das reicht...? Ich bin etwas unsicher.



Mit diesem traumhaften Ausblick kümmere ich mich erstmal um mein Abendessen. Aus Treibholz baue ich einen Tisch und eine Sitzbank.



Da ich bemerkte, dass das Wasser anfängt zu steigen bleibe ich erst einmal wach. Die Sonne ist schon um 17:30 Uhr untergegangen. Um herauszufinden wie schnell das Wasser steigt, ziehe ich mit einem Stock jeden großen Schritt eine Linie in den Sand. Ich stoppe die Zeit. Das Wasser steigt in 20 min. eine Schrittlänge. Sieben Schritte bis zu meinem Damm. Das bedeutet, dass das Wasser in 140 min. meinen Damm erreichen sollte. Ich warte... Als das Wasser langsam meinen Damm erreicht, baue ich meine Sitzbank und Tisch zu einer Art Mauer um. Zudem stelle ich mein Zelt noch einmal etwas tiefer ins Gebüsch.



Während das Wasser immer weiter steigt, verstärke ich im Dunkeln bei Licht meiner Kopflampe nochmals meinen Damm. Ich fühle mich, wie Robinson Crusoe.
Nach meinen errechneten 140 Minuten schwappen die ersten Wellen gegen meinen Damm. Ungefähr ab hier war der Sand auch wieder trocken. Ich warte nochmals eine geraume Zeit, bis ich bemerke, dass sich das Wasser wieder zurückzieht. Obwohl das Treibholz am Anfang von der Grasfläche liegt, hat das Meer diese Nacht glücklicherweise schon früher den Höchststand erreicht. An der Stelle an der ich vor einigen Stunden noch meine Füße gewaschen hatte, würde mir das Wasser jetzt wortwörtlich bis zum Halse stehen. Um halb zwölf lege ich mich erschöpft ins Zelt.


Am nächsten Morgen während ich mein Camp abbaue läuft ein Hunderfüßer über den Weg. Er versteckte sich über die Nacht unter meinem Zelt. Leider konnte ich nicht schnell genug ein Bild machen, daher ist dieses aus dem Internet. Die japanische Art wird bis zu 10 cm lang und es kann beim Biss zu starken, von der Bisswunde ausgehend, strahlenden Schmerzen, Schwellungen und sogar Lämungserscheinungen führen. Ich bin froh ihm erst am Morgen über den Weg gelaufen zu sein.

Am selben Tag besichtigte ich noch die Tempelanlage Kosanji auf der Insel kleinen Insel Ikuchi. Der Tempel wurde 1936 von einem erfolgreichen Geschäftsmann gebaut. Der Bau dauerte 30 Jahre.


Ich hätte nie damit gerechnet in Japan mit so vielen wilden, teilweise auch giftigen Tieren und Insekten in Kontakt zu kommen.
Insgesamt habe ich einen Hunderfüßer, sechs Schlangen verschiedener Art und zig Spinnen gesehen.
Zweimal lief ein mir unbekanntes Tier laut und schwer atmend um mein Zelt. Da wurde mir schon anders zu Mute. Doch mit lautem Rufen und Licht konnte ich die Tiere beide Male verscheuchen. Ich gehe davon aus, dass es Wildschweine waren.

Bei genauerem Hinsehen sieht am am hinteren Baum ein katzenartiges Tier den Baum runterklettern. Beim Kochen hörte ich ein rascheln hinter mir, als ich meine Stirnlampe auf volle Stärke umschaltete blickten mich zwei leuchtende Augen an. Kurz darauf huschte es an mir vorbei und verkroch sich im Baumwipfel. Es stellte sich heraus, dass es ein japanisches Wiesel ist, welche größer sind als ihre Artgenossen aus Deutschland.



 Am Morgen ist es ganz schön frisch.



 Doch nur einige Stunden später strahlt schon wieder die Sonne und es ist angenehm warm.



Das Haupttor zur Tempelanlage.







Dies ist der Eingang zu einem langen Tunnel. Mit erschreckenden Darstellungen wird im späteren Verlauf des Tunnels, die buddhistische Hölle dargestellt.



 Hier ein Beispiel von vielen.



Kurz vor dem Ausgang wird es dann wieder ruhiger und es führt sogar ein kleiner Fluß durch den Tunnel.


Beim Verlassen der "Hölle" steht man plötzlich vor dieser riesen Statue.



Auf einem kleinen Hügel erstreckt sich eine große begebahre Fläche. Diese gehört zur Tempelanlage, hat aber keinen religiösen Hintergrund. Hier ist alles aus italienischem Marmor gefertigt.






Mein Lieblingsort in der Tempelanlage ist dieser Teich mit der kleinen Brücke.



Nach insgesamt sechs Tagen Radfahren erreichte ich am Mittag Hiroshima. (31.10.2019) Somit konnte ich noch am selben Tag mit meinem Sightseeing beginnen.


Der Ausblick von der ersten Brücke.






Ein kleiner Hafen von einem der Dörfer die ich durchquere.



Die letzte Brücke ist nicht mehr wirklich schön. Rechts und links sind große Zäune, die den Blick nach draußen ganz schön beeinträchtigen.



Mit einer einminütigen Fahrt auf der Fähre geht es wieder zurück auf die Hauptinsel Honshu.



An diesem Abend habe ich einen nicht ganz so schönen Campspot. Ich koche direkt an der Straße und verziehe mich später mit meinem Zelt ins Gebüsch.






Es gibt einige Baustellen.


In Hiroshima besichtigte ich in den nächsten zweieinhalb Tagen den Memorial Peace Park, das Peace Museum, ein Museum in einer Schule und zu guter letzt den Shukkei-en Garten.
Die Museen waren sehr beeindruckend und bewegend. Mich hat das ganze sehr traurig und nachdenklich gestimmt. Jeder der Idioten, die in der Welt Krieg anfangen, sollten hier herkommen und sich es nochmal ganz genau überlegen, ob sie wirklich eine Waffe in die Hand nehmen wollen.

Ansonsten ist Hiroshima mit 1,2 Millionen Einwohner für mich die schönste japanische Stadt, die ich gesehen habe. Es gibt viele Bäume, Flüsse und alles scheint etwas entspannter zu sein, als in anderen Städten. Das war zumindest mein Empfinden. Und so genoss ich es auch einfach nur am Fluss zu sitzen und zu entspannen.



Eine Skulptur im Peace Park.



 Es sind viele Schulklasse unterwegs, die Touristen ein paar Fragen auf Englisch stellen sollen. Ich werde von drei angesprochen, aber nur mit dieser wurde ein Bild gemacht.



 Blick auf den Fluss "Ota" und den "Atomic Bomb Dome."



 Der "Atomic Bomb Dome" ist eines der wenigen Gebäude, dass die Bombe nicht komplett zerstört hat. Es wird nun als Denkmal stehen gelassen. Zuvor wurde das Gebäude als Ausstellungshalle genutzt.



Ein Bild vor der Bombe. Links sieht man den "Atomic Bomb Dome"



Ein paar durch die Druck- und Hitzewelle zerstörten Gegenstände.







Ein Blick aus dem Fenster des Peace Memorial Museums.



 Diese vorher und nachher Bilder haben mich am meisten schockiert.



 Ein Bild der Atomwolke.



 Eine Miniaturdarstellung Hiroshimas nach der Bombe, die die rote Kugel darstellt.



 Diese Steine sind vom "Atomic Bomb Dome". Die Druck- und Hitzewelle hat den glatten Marmor in eine raue Oberfläche verwandelt.



 Diese nette Dame hat, bevor ich kam, einen Vortrag vor einer Schulklasse gehalten. Mit gebrochenem Englisch und einem Translator kann sie mir vieles erzählen, da sich ihre Mutter damals in der Nähe des Hypocenter befand und glücklicherweise überlebte.



 Hier ist nur noch ein Schatten eines auf den Treppen sitzenden Menschen übrig.



 Noch einmal eine sehr schockierende vorher und nachher Aufnahme.



Im Shukkei-en Garten. Touristisch, aber da ich früh dort bin, kann ich die Ruhe genießen.







 Ein Koy darf natürlich in keinem richtigen japanischen Garten fehlen.















 Selbst hier wird man darum gebeten die Schuhe auszuziehen.











 Der 31. Oktober. Auch hier feiern die Leute Halloween und ich sehe eine ganz neue Seite Japans.



Selbst in den Kiosks werden die Nebelmaschinen angeschmissen.



Die Leute sind laut, betrunken und haben einfach nur gute Laune. Ich freue mich sehr bei diesem Spektakel dabei gewesen zu sein, auch wenn ich selber kein Halloween Fan bin und ich mich nicht verkleidete.



Es gibt nicht annähernd genug Parkmöglichkeiten für Fahrräder, aber man wird mit diesem netten Zettel, der an mein Rad gehängt wurde, darauf hingewiesen, diese doch zu nutzen.



In einem Restaurant wird sich mit einer Verbeugung dafür entschuldigt, dass das Rauchen hier leider nicht gestattet ist.



Japanische Toiletten, wie ich sie liebe. Aufgewärmte Klobrille, Spülgeräusche aus dem Lautsprecher (falls es mal lauter wird), eine Podusche und ein im Spülkasten integriertes Waschbecken. So verschwendet man beim Händewaschen kein Wasser, da damit beim nächsten Gebrauch gespült wird.


Am 3. November machte ich mich auf meinen letzten Abschnitt per Rad in Japan. Vier Tage war ich bis nach Fukuoka unterwegs. Es waren vier entspannte Radfahrtage und es passierte nichts weltbewegendes.


Zufällig komme ich an der "Kantai" Brücke vorbei. Die wohl bekannteste Brücke Japans. Sie besteht bis auf ihre Pfeiler nur aus Holz, welches ohne Nägel zusammengehalten wird. Sie wurde im Jahre 1673 fertiggestellt.



Sehr praktisch sind diese Getränkeautomaten am Straßenrand. Es gibt kalte und sogar heiße Getränke. Wobei der Kaffee aus der Dose eigentlich ungenießbar ist.







 In einem Dorf höre ich Musik und ich lande zufällig auf einem buddhistischen Dorffest. Leider konnte ich nicht herausfinden, was hier konkret gefeiert wird.







 Doch es gibt eine leckere Süßspeise. In waffelartigen Teig wird süßes Bohnenmus gefüllt. Es schmeckt gut, ist schwer und warm. Somit perfekt für das herbstliche Wetter.



 Pinke Hasen kümmern sich um die Baustellenabsperrung.







 Der Herbst verwandelt die Farben der Bäume.


 Auf einem Parkplatz schenkt mir ein Mann aus dem Autofenster heraus Sushi.






 Ich fahre an einer Werkstatt vorbei und sehe Maschinen. Das lässt mein Handwerkerherz höher schlagen. Als ich hineinspicke begrüßt mich Herr Yoki sehr herzlich und führt mich in seiner Werkstatt herum.


 Er hat verschiedene Maschinen um Sägeblatter nachzuschleifen.



 Stolz zeigt er mir seine deutsche Vollmer. Er ist der Überzeugung, dass es seine beste Maschine ist. Ich freue mich sehr über diese Begegnung und über die Fachunterhaltung die wir führen.


















Am letzten Tag fahre ich schon vor Sonnenaufgang los. Langsam wird es kalt.


 Sonnenaufgang. Ich liebe die Morgenstunden auf dem Rad und wenn man sieht wie langsam das Leben in den Dörfern und Städten beginnt.


 Mal wieder eine mit dem Rad nicht befahrbahre Brücke. Sie verbindet die zwei Hauptinsel Honshu und Kyushu.



 Anstatt der Brücke nehme ich einen Tunnel für Fußgänger.






 Ältere Herrschaften nutzen diesen auch als Sportgelände. Sie laufen von einer Seite auf die andere und wieder zurück. Zwischendurch wird sich dann in den Eingangsräumen gedehnt.








Nach einem langen Radtag mit 117km erreiche ich Fukuoka. Der Bahnhof ist hier schon sehr weihnachtlich geschmückt.
Obwohl die meisten Japaner Buddhisten sind, sehe ich oft Leuchtschriften mit "Merry Christmas"


In Fukuoka verbrachte ich keinen ganzen Tag. Am Abend des 07. November saß ich schon wieder in einem Bus nach Kobe zu meinen Freunden Yoshi und Yoko. Mein Fahrrad ließ ich in Fukuoka.
Allerdings blieben wir nur ein paar Stunden in Kobe und fuhren weiter in Richtung Kyoto.
Freunde von Yoshi und Yoko organisierten nämlich eine Kunstausstellung, bei der wir bei den Vorbereitungen und der Durchführung mithalfen.
Es ging das ganze Wochenende, wir arbeiteten bis spät in die Nacht und starteten wieder früh am Morgen. Doch es war trotz der vielen Arbeit ein voller Erfolg und es war vorallem für mich eine einmalige Erfahrung. Ich habe es sehr genossen dieses Wochende mit meinen alten und neu gefunden Freunden zu verbringen. Es waren für mich die besten Tage in Japan.


Eine deutsche Bäckerei in Kobe.


Mit dem Zug fahren wir nach Kyoto. Umstieg in Ozaka. Der Bahnhof sieht aus wie ein Märklin Miniatur Bahnhof.


Die Ausstellung heißt "Art in Research" und ist ein Projekt von dem Franzosen Alexandre Darmon. Mit Unterstützung von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt werden Fotografien von Untersuchungen unterm Mikroskop ausgestellt. Alles was hier zu sehen ist, ist Kunst, die die Natur geschaffen hat.
Hier ein Link zu deren Facebook Seite:
https://www.facebook.com/artinresearch/



Teambesprechung. Die Ausstellung findet im Guesthouse von Yoshis Freundin Hisano statt. Links im Bild.


Unter Taksans (links) Anleitung starten wir noch am selben Abend.


Es gibt Probleme. Ein Glas ist gebrochen. Brainstorming für eine Lösungsfindung. Die zweite Frau von links ist Yoko, die Frau von Yoshi.


Wir arbeiten bis 3:30 Uhr in den Morgen.










Fast fertig, die ersten Photographien hängen schon.


Wir sind noch nicht ganz fertig, doch es kommen schon die ersten Besucher.



Yoshi in Aktion.



Die Eröffnungsfeier ist im vollen Gange. Einige Frauen tragen traditionelle Kimonos.



Am Abend des Eröffnungstages gibt es einen interessanten Vortrag über Fotografie und den Einfluss auf die Wissenschaft.



Am zweiten Tag gibt es noch einen Workshop. Yoshi ist als Übersetzer und Lehrer voll in seinem Element. Er arbeitet normalerweise als Professor für Mathematik an der Universität in Kobe.






Mein Lieblingsbild. Eine Aufnahme eines Wassertropfens, der auf eine - 35 °C Kälte Oberfläche trifft. Er gefriert sofort.



In einer Pause gehen wir Sushi essen.



Yoshi, Hisano und ich.



Am Sonntagabend den 10.11. fahre ich über die Nacht wieder zurück nach Fukuoka. Am Dienstag den 12.11.2019 steige ich schon wieder auf eine Fähre nach Südkorea.


 Das von Naturkatastrophen geplagte Japan. Ein Hinweisschild in welche Richtung man bei einem Tsunami rennen soll. Das Wort "Tsunami" ist übrigens japanisch und heißt wortwörtlich "Hafenwelle"



 Mein letztes Abendessen in Japan.



 Leider etwas verschwommen. Allerdings sind diese kleinen zweistöckigen Parkplätze eine gute Möglichkeit Platz zu sparen.



Auf der Fähre.











- Blaue Punkte: Schlafplätze
- Rote Punkte: sind Lesezeichen, die nur für mich wichtig sind. 

Zahlen bis Busan (Südkorea):
Strecke: 14 149 km
Gefahrene Zeit: 869,2 Stunden
Überwundene Höhenmeter: 125 949 m


Ich liebe es beim Radfahren Musik oder Hörbücher zu hören und einiges an Zeit verbringe ich ja im Sattel. Die richtige Musik hat mich schon den ein oder andern Berg hochgeschoben, mir einen Regentag versüßt oder mich motiviert, wenn die Luft raus war.
Hier mal meine momentanen Favoriten:

- Ali Farka Toure
- All Them Witches
- America
- The Black Angels
- Bob Marley & The Wailers ("Sun is Shining" sorgt am frühen Morgen schon für gute Laune)
- Bülent Ortacgil
- Canned Heat ("On the road again" motiviert einen nach einer mehrtägigen Pause wieder aufs Rad zu steigen)
- Colour Haze
- Creedance Clearwater Revival (diese Songs holen nochmal das letzte Fünkchen Energie aus meinen Muskeln)
- Crosby, Stills, Nash & Young
- Darondo
- David Gilmour
- Dope Lemon
- Eagles
- El Buho
- Green Lung
- Habib Koite
- Hannes Wader (mein absoluter Favorit, wenn ich in Mitsinglaune bin und es mein Atem zulässt)
- Kokoroko
- Led Zeppelin ("Babe I'm gonna leave you" dröhnt immer wieder in meine Ohren)
- Lynyrd Skynyrd ("Free Bird" kommt meistens direkt vor oder nach "Babe I'm gonna leave you")
-Ludovico Einaudi (perfekte Musik bei Regen)
- Martin Jondo
- Mellow Mood
- Mohammad Reza Lotfi ("Mistery of love" das Gedicht von Hafes untermalt mit Musik, ruft mir Erinnerungen vom Iran hervor)
- Mohsen Namjoo
- Santana (das Album "Santana" ist   momentan mein Lieblingsalbum. Bei diesen Klängen bewegt sich mein ganzer Körper und die Pedale drehen sich doppelt so schnell)
- Supertramp
- Takuya Kuroda ("Everybody loves the sunshine" auch ein klasse Song für einen guten Start in den Tag)
- Truckfighters
- Urbandawn (lässt mich von einer guten DnB Party mit meinen Freunden in Freiburg träumen)
- Wicked Lady
- ZZ Top (Es gibt kaum bessere Roadtrip Musik)


Hörbücher:
- Sherlock Holmes
- Lady Bedford (beides einfache Kriminalgeschichten. Perfekt beim abendlichen Kochen)
-" Ich kann nicht vergeben" von Rudolf Vrba
- Fest & Flauschig Podcast
- Robinson Crusoe