Donnerstag, 18. Juli 2019

05.05.2019 - 06.06.2019

Ganz am Anfang will ich etwas erwähnen, was mir sehr am Herzen liegt.
Ich werde hier Gesetze und Vorschriften erwähnen. Das bedeutet nicht, dass sie die Meinung der Bevölkerung im Iran wiederrspiegeln. Es sind Gesetze an die sich die Iraner halten müssen. Die meisten Leute die ich angetroffen habe, haben nicht die gleichen Ansichten und fühlen sich durch diese Gesetze eher eingeengt und unfrei.
Ich kann natürlich nur wiedergeben was Leute mir erzählt haben, die ich getroffen habe.
Es fällt mir nicht leicht die Erfahrungen, die ich im Iran gemacht habe in Worte zu fassen. Es ist so viel worüber ich selber nachdenken muss. Und es ist auch zu viel um alles zu erwähnen, doch wenn ich zurück bin freue ich mich über Gespräche.
Ich wusste von Freunden, dass der Iran ein tolles Reiseland ist in dem man auf viele nette Menschen trifft.  Trotzdem hatte ich keine konkrete Vorstellung von dem was mich erwartete.
Mir kommt es vor, wie ein Land mit zwei Gesichtern. Auf der einen Seite (meistens in der Öffentlichkeit) sieht man den streng regierenden Staat, in dem die Menschen nach muslimischen Regeln leben müssen. Auf der anderen Seite gibt es Menschen die sich nicht an diese Regeln halten. Vorallem in größeren Städten sieht man das Kopftuch auch oft mal vom Kopf rutschen. Mir wurde von verschiedensten Leuten erzählt, dass nur ungefähr 20 - 30 Prozent der Iraner Ramadan machen, auch wenn es ein Gesetz ist. Das war auch mein Eindruck, da ich mich die ganze Ramadanzeit im Iran aufhielt.
Es wird auch Alkohol getrunken und es gibt auch nicht verheiratete Paare.
Vieles ist gleich, wie bei uns. Die Leute wollen auch ihren Spaß haben, doch läuft alles etwas hinter verschlossenen Türen ab.


Nach den anstrengenden Tagen in den Bergen mussten wir uns erst einmal ausruhen. Daher machten wir während unseres Aufenthalts in Tabriz nicht sehr viel. Die Zeit in Tabriz verbrachten wir bei Zahra und Arash. Es war perfekt, da sie uns einiges Wissenswertes über den Iran erzählen konnten.


 Eine traditionelle Bäckerei.


Wir sind froh die Räder mal stehen lassen zu können und nehmen ein Taxi um in die Innenstadt zu kommen.


Nach zwei Tagen Rast setzten wir unsere Reise fort. Allerdings getrennter Wege, da die anderen etwas unter Zeitdruck waren. Sie fuhren auf direktem Wege nach Teheran. Ich machte einen Umweg über Hamedan. Hamedan liegt südöstlich von Tabriz.


Während der gesamten Zeit im Iran hielten Autos, Leute fragten woher ich komme, wie es mir gehe, wollten Handynummern tauschen oder Bilder machen. Daher kann ich nicht jede Begegnung wiedergeben, aber ich habe min. 20 neue Handykontakte und bin auf noch viel mehr Bildern, mit Leuten, die ich kaum kenne. Oft läuft das ganze mit Zeichensprache ab, da man sich nicht versteht. Aber das macht das ganze sehr spaßig, aber kann auch anstrengend sein.

Nach nicht einmal 70km hielt ein Auto vor mir. Zwei Jungs in meinem Alter stiegen aus und drückten mir ein kaltes Getränk in die Hand. Sie luden mich zu sich ein, was ich dankend ablehnte, da ich ja noch nicht mal einen Tag unterwegs war. Doch als sie nicht locker ließen lenkte ich doch ein. Mein Fahrrad wurde in den viel zu kleinen Kofferraum gepackt und los gings ins ca. 80 km weitergelegene Maragheh.


Die ersten Kilometer nach Tabriz.



Im Auto mit Mostafa und Mohammad.


Die Zwei zeigten mir einiges in und um Maragheh. Wir aßen, tranken und rauschten mit dem Auto bei lauter Musik durch die Straßen. Da sie mir noch mehr zeigen wollten blieb ich noch einen Tag länger. Doch an meinem geplanten Abreisetag zog ein starkes Gewitter auf mit immer wiederkehrendem Regen, der nochmals einen Tag anhielt. Somit verließ ich Maragheh mit zwei Tagen "Verspätung".

 Ein Gruppenbild. Im Hintergrund ein Stausee.


 An der Straße kann man selber verschiedenste Tierinnereien grillen. Diese werden später in Lavash (ein dünnes Fladenbrot) gewickelt. Mit etwas Salz gewürzt schmeckt das Ganze sehr gut.


 Wir besuchen noch das Zuhause der Onkels von Mostafa.


 Der Urmia See ist schon zur Hälfte ausgetrocknet. Der Iran hat in manchen Regionen Wassernot. Trotzdem konnte ich überall das Leitungswasser trinken.


 Aus einem Zweisitzer wird ein Viersitzer.


 Pizza essen mit Mostafas Schwester und ihren Kindern.


 Eine alte Radarstation. Die Akustik innerhalb der Kuppel ist gut und wir nutzen den Moment für ein paar spaßige Aufnahmen.

Maultrommelspiel in der Radarstation. Hier klicken...



Das Gewitter kommt näher.


Gheysi sind getrocknete Aprikosen und Feigen eingelegt in einer saurer Soße.


Mein Weg führte mich weitere fünf Tage durch die Berge und einen kleinen Teil Kurdistans. Die Straßen waren lang, die Sonne schien und manchmal gab es keinen einzigen Baum für eine Pause im Schatten. Doch die Aussicht war wunderschön und man konnte Kilometer weit in die Ferne sehen.
Ich hatte schon etwas darüber gelesen, dass es in der ganzen Welt ab und zu dazu kommt, dass Radreisende von Kindern mit Steinen beworfen werden. Woher dieses "Hobby" kommt, kann ich mir nicht erklären. Es scheint kindlicher Spaß zu sein. Doch verwirrte es mich dann doch sehr, als ich diese Erfahrung selber machte.
Ich fuhr durch ein kleines Dorf, als mich ein Junge anhielt und anfangs nett fragte wie es mir geht. Als er anfing mir meine Brille vom Gesicht ziehen zu wollen und meine Lenkertasche versuchte zu öffnen fuhr ich weiter.
Daraufhin bewarf mich der Junge mit kleinen Kieselsteinen. Zum Glück war seine Treffsicherheit nicht gut genug und sie verfehlten mich.

Grüne Felder.


An Stadt- bzw. Dorfeingängen ist oft die iranische Flagge gehisst.


Lange Straßen und blauer Himmel.


Im Obstgarten von diesem netten Herrn durfte ich mein Zelt aufschlagen.


Zeit für eine Pause.


Kurdistan.


Bei einer Pause bleibe ich im Gespräch mit dieser Gruppe Herren stecken.





Am Straßenrand entdecke ich eine Schildkröte.


Endlos lange Straßen.


Ein schöner Campspot nach der unglücklichen Begegnung mit dem Steine werfenden Jungen.


Ein Versuch Campspot bei Nacht zu fotografieren.


Ein weiter Blick in die Ferne.


Nachts ist es in den höheren Lagen immer noch frisch. Somit steht am Morgen der Nebel im Tal.


Immer wieder fährt man an Bildern von Khomeini, Rohani und im Iran/Irak Krieg verstorbene Soldaten vorbei.


In einer Stadt.


Gefühlt endlos lange Straßen.


Ein Dorf an dem ich vorbei fahre.


Die Häuser in den Dörfern sind teilweise mit einfachsten Materialien gebaut.


Und noch eine lange Straße.





Ein Campspot.

Fürs Video hier klicken.





Jetzt sollte man Farsi können. Gelesen wird es wie Arabisch von rechts nach links.



Diese Jungs fahren mir hinterher, nachdem ich ihr Dorf passiert hatte, um mir ein Eis in die Hand zu drücken. Welches bei dieser Hitze ein wirklicher Segen war.





Pause. Glücklicherweise im Schatten eines Baumes.


Dieser Mann kommt vorbei. Wir können uns nicht wirklich verstehen, allerdings verbringen wir meine Pause zusammen.








Obwohl es Selbstbedienung ist wird für mich der Wrap zubereitet.


Diese Jungs treffe ich auf ihrem Weg zur Schule.


Kurz vor Hamadan.

Am 15.05. erreichte ich Hamadan. Es ist eine Stadt mit mehr als 600 000 Einwohnern und zählt zu den ältesten Städten des Irans. Von hier aus sollen die Heiligen drei Könige nach Bethlehem aufgebrochen sein.
In Hamadan konnte ich in Majids Café übernachten. Allerdings hatte er zu dieser Zeit Besuch zuhause und somit nächtigte ich in seinem Café was eine witzige Erfahrung war.
Leider hatte das Café keine Dusche und somit machte ich mich am Abend auf den Weg ins Schwimmbad. Frauen und Männer sind hier natürlich streng getrennt. Daher gibt es verschiedene Uhrzeiten, an denen nur Männer oder nur Frauen schwimmen gehen dürfen.
Ich fuhr mit dem Rad zum Schwimmbad, vor dem Schwimmbad traf ich Herr Bahman und seinen Sohn. Sie halfen mir mich im Schwimmbad zurechtzufinden und wir verbrachten die Zeit zusammen. Doch ständig wurde ich von Leuten angesprochen, die nach meinem Namen, meiner Herkunft oder ähnliches fragten. Als wir das Schwimmbad verließen wurde ich von sehr vielen mit Goodby oder Khodakhafiz Mr. Samuel verabschiedet. Es war eine sehr witzige und nette Erfahrung. Auch einige Einladungen musste ich leider ablehnen.
Bahman wollte mich unbedingt zu Mijads Café fahren. Auch nach mehrmalig dankendem Ablehnen wurde mein Fahrrad in den mal wieder viel zu kleinen Kofferraum gepackt und wir fuhren zu Mijad.

Mit Mijad machte ich am darauf folgenden Tag noch eine Fahrradtour und er zeigte mir Hamadan.

 Ein Kreisverkehr mit einer Moschee in der Mitte.


 Das Grabmal Baba Tahers. Baba Taher ist ein, war ein persischer Dichter im 10/11. Jahrhundert.


 Die Decke des Grabmals.


 Traditionelle Süßspeise, die es nur während des Ramadans gibt.
Das gelbe heißt Zulubiya. Das eher bräunliche wird Bamieh genannt. Beides ist unglaublich süß.


 Das Fahrrad im viel zu kleinen Kofferraum.


 Kurz bevor ich in Hamadan ankam, hatte ich mich mal wieder mit einer Biene angelegt. Das erste Mal war in der Türkei, sie stach mich in die Lippe. Ihre iranische Freundin stach mich über der Augenbraue.


 Ein Stausee.


 Was die zwei grünen Logos an der Wand
(Logo des iranischen Militär) einer Grundschule sollen, habe ich nicht ganz nachvollziehen können.



 Eine Tür.


 Ein Mann mit Schaufel.





Auf dem Rückweg nach Hamadan.


Aus Zeitgründen fuhr ich nach einem Tag schon wieder weiter. Diesmal in Richtung Nordosten nach Teheran. Es lagen noch rund 320 km zwischen mir und der Hauptstadt der islamischen Republik Irans.
Eines Abends fragte ich bei einer Raststätte nach, ob ich mein Zelt dort aufschlagen könnte. Sie luden mich direkt ein im Mitarbeiterschlafraum zu übernachten. Somit verbrachte ich den Abend an der Raststätte in dem ich zwischen Schnellimbiss, Restaurant, Souvenirshop und Kiosk hin und her lief und mich mit den Leuten unterhielt.


 Erstes Bild mit den Mitarbeitern.


 Zweites Bild mit Mitarbeitern.


Hier durfte ich übernachten.


Am vorletzten Tag bevor ich Teheran erreichte hatte ich wirklich keine Motivation mehr. Es war heiß, auf der Straße war unglaublich viel los und die LKWs stanken bis zum Himmel. Doch mir blieb nichts anderes übrig, als weiterzufahren. Nach einer Kurve stand ein alter kleinerer Mercedes Truck (wie es hier einige gibt) der Fahrer stieg aus und bot mir einen Tee an. Da ich sowieso keine Lust hatte weiterzufahren freute ich mich über diese Pause und setzte mich zu ihm in den LKW. Wir plauderten etwas mit Händen, Füßen und Translater. Er lud mich zu sich und seiner Familie nach Hause ein. Sein Zuhause lag nicht ganz auf meiner Strecke, aber das sollte mich nicht weiter stören. Somit luden wir das Rad auf die Ladefläche und ab ging die Fahrt. Es ist schön, was für Zufälle sich in schwierigen Situationen ergeben.
Wir machten noch einen Abstecher zu einer Kartonfabrik. Hier wurde Mohammads LKW bis oben hin mit Kartons beladen und ich durfte noch eine kleine Firmenbesichtigung machen.
Am Abend grillten wir mit seiner Familie und ich ging später noch mit seinem Sohn, der ungefähr in meinem Alter war, und seinen Freunden Shisha rauchen.
Am darauffolgenden Morgen nahm er mich mit in Richtung Teheran, da er dort die Kartons hintransportieren sollte.
Über diese Begegnung freue ich mich immer noch sehr, da Mohammad ein unglaublich liebevoller Mensch ist und mich seine Familie herzlichst aufgenommen hat.

 Eine Pause im Schatten eines Ortsschildes.


 Mein absolutes Lieblingsrad. Diese Räder sieht man im Iran sehr häufig.
Nach einigen Wochen Leute befragen, habe ich letztendlich heraus gefunden, dass diese Räder teilweise aus Indien, China, Japan oder England stammen.


 Dieser Campspot sollte der letzte sein, bevor ich Teheran erreichte.


 Gesellschaft von Millionen Ameisen.


 Mohammad und ich in seinem Truck.


 Der alte Mercedes Truck. Mohammad machte mir mehrmals klar,dass es ein super LKW ist und andere Marken nicht an Mercedes herankämen.


 In der Kartonfabrik.


 Das Papier, welches hier abgerollt wird, stammt laut Informationen sogar aus Deutschland.





 Der Truck wird beladen.


 Ein Gruppenbild auf einer typisch iranischen Couch.


 Das Hühnchen wird selbst eingelegt.


 Vor dem Essen.


 Beim Shisha rauchen mit Amir und seinen Freunden.


Da der Truck bis in die letzte Ecke mit Kartons beladen ist, wird mein Fahrrad kurzer Hand mit zwei nicht ganz vertrauenswürdig aussehenden Seilen an der Hinterseite befestigt. Glücklicherweise ist es bei der Verabschiedung noch dran und ich kann mit dem Rad die letzten Kilometer in die Stadt zurücklegen.


In Teheran angekommen verbrachte ich viel Zeit mit Visa Angelegenheiten. Da es hier und da Probleme gab blieb ich letztendlich zwei Wochen in Teheran anstatt der geplanten paar Tage. Doch die Zeit konnte ich genießen, da ich einige Leute kennenlernte mit denen ich viel Zeit verbrachte während ich auf die Visa wartete.
Glücklicherweise hatte ich dann nach den besagten zwei Wochen mein Iran Visum verlängert und hielt mein China, Tajikistan und Turkmenistan Visum in Händen.

Teheran mit dem Milad Tower.


Sami mit dem ich in Teheran etwas Zeit verbrachte.



Immer wieder findet man große Graffitis an Hauswänden.



Mit Morteza, Maryam und Freunden fahren wir für eine Nacht in die Berge. Mortezas Mitbewohner besitzt hier mit seiner Familie ein traumhaftes Fleckchen Erde.





Am Abend grillen wir und machen Musik.


Das Stadttheater.


Rechts sieht man eine schwarze Flagge. Seit dem Tod des ehemaligen Anführers Emam Khomeini wird sie jedes Jahr an seinem Todestag für mehrere Tage gehisst. Es ist auch ein Nationalfeiertag.


Eine Moschee.


Big brother is watching you... Sogar im Park gibt es Kameras. Während sie mich verunsichern höre ich von vielen Iranern, dass sie sich damit sicherer fühlen.


Eines der neueren Wahrzeichen der Stadt. Die Tabiat Brücke. Wichtig zu erwähnen ist, dass diese Brücke eine junge Architektin konstruiert hat. Was in einem von Männer dominierten Land nicht Regel ist.


Der Blick von der einen Seite.


Und von der anderen.


Bei Nacht ist die Brücke wunderschön beleuchtet.


Mit Kimia verbringe ich einige Zeit. Sie zeigt mir die Stadt und das Leben der Tehrani.


Der Golestanpalast.





In jedem Raum hängen überall kleine Spiegel. Alles leuchtet und glitzert. Mein Geschmack ist es nicht.





Beim Grillen mit Kimia, ihrem Cousin und Freunden.


In der Metro und im Bus gibt es extra Frauenabteile in die kein Mann darf. Allerdings dürfen die Frauen in den Männerabteil. Finde ich eine Gute Idee, da die öffentlichen Verkehrsmittel je nach Uhrzeit ganz schön vollgestopft sind.


Teheran bei Nacht. Laut Wikipedia leben hier knapp 9 Millionen Menschen. Wobei ich auch schon höhere Zahlen gehört habe.


Mortezas Bruder. Mit Akam verbringe ich auch einige Zeit und er zeigt mir seine Lieblingsplätze der Stadt.









In der Metro....


Ein Regal mit jeder Menge verschiedenster Biersorten, natürlich Alkoholfrei.


Eine Straße mit Foodtrucks.


Man findet überall Bilder von Khomeini (rechts) und Rohani (links).


Eine friedliche Taube.


Der Assadi Turm. Ein wichtiges Wahrzeichen für viele Tehrani.
Die Architektin ist die ehemalige Königin.


Der Milad Tower. Das neue Wahrzeichen der Stadt. Viele Tehrani mögen diesen Turm nicht. Dieser Turm wurde von der neuen Regierung gebaut und verdrängt den Assadi Turm von der Bildfläche.


Allerdings hat man einen tollen Blick über die Stadt.








Tehran. 8104km, 509 Fahrstunden gefahren und 79387 Höhenmeter überwunden.



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