Samstag, 2. Mai 2020

30.11.2019 - 29.01.2020

Shit happens, wie man so schön sagt. Auch ich bleibe vom "shit" nicht verschont und somit habe ich meinen schon fertiggestellten, über zwei Monate gehenden und über meherere Stunden Arbeit verschluckenden Reisebericht über Vietnam unbewusst gelöscht. Komplett. Nicht ein Buchstabe blieb übrig und das Ganze wiederherzustellen war auch nicht möglich. Nachdem ich mich ausgiebig aufgeregt und einen Tag Pause eingelegt hatte, blieb mir jetzt nichts anderes übrig, als alles neu zuschreiben. Es ist möglich, dass mir einige Details leider entfallen sind und daher dieser Teil nicht ganz so ausführlich wird. Ich gebe mir trotzdem Mühe und versuche mich an das Wichtigste zu erinnern.


Am 30.11.2020 landete ich mitten in der Nacht in der Hauptstadt Vietnams, Hanoi. Nachdem ich mein Rad wieder montiert hatte fuhr ich ungefähr eine Stunde vom Flughafen bis in die Altstadt. Im Hostel angekommen, konnte ich glücklicherweise schon einchecken, denn ich fühlte mich gar nicht wohl. Die nächsten drei Tage lag ich fast nur im Bett und schlief ein Fieber aus, welches mich heimgesucht hatte. An meinem vierten Tag ging ich etwas auf Erkundungstour.


Die Altstadt Hanois ist voll von Leuten, Rollern und Autos. Die Luft ist schlecht und es ist unglaublich laut. Trotzdem bringt das ganze einen gewissen Charme mit sich.


 Der Hoan-Kiem-See.


Das Hoa-Lo-Gefängnismuseum. Hier wurden während des französischen Kolonialismus politisch Gefangene inhaftiert.


Eine Nestle Werbung prangt an einem Schuleingang. Das schweizer Unternehmen ist in Vietnam sehr stark vertreten und wirbt mit ihrem Slogan "Good food, Good life", während sie in vielen Teilen der Welt Menschenrechte und den Naturschutz mit Füßen treten. Auch in Deutschland werden viele Nestle Produkte vertrieben. Diese werden auch gerne mal unter einem anderen Namen verkauft. Bei einer kleinen Recherche im Internet findet man Unmengen an Informationen und Dokumentationen.


Für ungefähr 1,20€ bekommt man diese Schale mit Reis, Mais, Röstzwiebeln, einen süß scharfen Gurkensalat und einen Tee. Hier habe ich sehr oft gegessen. Es ist ein simples und günstiges Essen.


Am 4. Dezember fühlte ich mich wieder gut genug erholt, um meine Weiterfahrt in Vietnam zu starten. Doch ich kam nicht weit. Schon am gleichen Tag fing meine Sehne wieder an zu schmerzen. Am Abend entschied ich mich in einem Hostel anstatt in meinem Zelt unterzukommen. Ungefähr 80 km war ich an diesem Tag gefahren. Am nächsten Morgen war mein Fuß um die Sehne herum angeschwollen. Was nun?! Es blieb mir nichts anderes übrig, als zurück nach Hanoi zu fahren, mein Rad dort zu parken und eine Zeit lang mit dem Rucksack zu reisen, bis sich meine Sehne wieder gut genug anfühlte. Gesagt getan, am 6. Dezember war ich niedergeschlagen wieder in Hanoi.


 Bei seinem Vater durfte ich in der Werkstatt mein Messer nachschleifen.


Auf dem Weg zurück nach Hanoi.


 Außerhalb der Altstadt ist Hanoi eigentlich relativ ruhig.


Doch je näher man zur Altstadt kommt, desto voller wird es auf den Straßen.


Am Wochenende ist auch in Vietnam Ausgehen angesagt. Viele Leute treffen sich auf den Straßen.








 Im Huan-Kiem-See gibt es eine kleine Insel auf der sich ein buddhistischer Tempel befindet.


Das ist genau das, was ich brauche, um meine Laune wieder zu heben. Ein paar coole Leute, Bier und ein bisschen Party. Es feiern Mitzi aus England und Hova aus Kamerun mit mir. Mit den Zweien habe ich einige feucht fröhliche Nächte. 


Der am Wochenende stattfindende Nachtmarkt.


Pho, diese Nudelsuppe ist wohl Vietnams bekanntestes Gericht. Dazu gibt es meist frische Kräuter. Allerdings fehlen mir beim vietnamesischen Essen die Gewürze, daher bin ich vom Essen nicht so angetan.


Das Wasserpuppentheater ist sehr bekannt. Zum Puppenschauspiel wird traditionelle vietnamesische Musik gespielt.


Mit Mitzi fahre ich am 10. Dezember auf die kleine Insel Cat Ba.


Die weißen Türme sind ein Teil von einer Seilbahn, die in der Zukunft vom Festland nach Cat Ba fahren soll.


Kurz bevor ich dieses Bild schieße schraubt ein Mann gelassen an dem laufenden Motor des Bootes herum.


Mit Bus und Fähre erreichen wir Cat Ba.


Vietnam gewinnt den Asia Football Cup. Wie bei uns gibt es auch hier einen Korso, allerdings hauptsächlich mit Rollern und nicht mit Autos.


Ich bin eigentlich nicht der größte Fan von geführten Touren, trotzdem entscheiden wir uns für eine eintages Bootstour.


Ein schwimmendes Dorf. Diese Familien leben in schwimmenden Häusern, die alle miteinander verbunden sind.


Die Gegend um Cat Ba ist bekannt für seine Felsformationen und Berge die senkrecht aus dem Wasser ragen.








Wie die Ameisen klettern die Leute auf den höchsten Punkt der "Affeninsel". Am Schluss wird es ganz schön steil.


Doch der Ausblick lohnt sich.








Noch ein kurzer Schnappschuss bevor es wieder runter geht.


Mit einem kleinen Bötchen kommen wir von der Affeninsel zurück auf unser Boot.


Auch auf dem Rückweg passieren wir wieder das schwimmende Dorf.


Nach einem erfolgreichen Tag mit Kayaken, Klettern und Schwimmen entspannen wir alle gemeinsam bei ein paar Bier. Beim Feiern treffen wir wieder auf bekannte Gesichter, die wir schon in Hanoi kennengelernt hatten.


Mit den zwei Deutschen Fabian und Viktor machen wir einen Rollerausflug über die Insel.


Ein kleines Museum, welches ein ehemaliges Militärkrankenhaus in einer Höhle war.











 Am Abend machen wir in einem Nationalpark eine kleine Wanderung, um den Sonnenuntergang zu sehen.











 Da war ich wohl nicht der erste Baden-Württemberger auf dem Aussichtspunkt.


 Die Sonne verschwindet hinter den Bergen. Zeit für den Abstieg.


Abendessen.


 An unserem letzten Tag auf der Insel werde ich von einem Mann auf meinen platten Reifen am Roller hingewiesen. Sein Freund bringt ihn zur nächstgelegenen Werkstatt und pumpt ihn mir auf, damit ich noch sicher das Hostel erreichen kann. Zum Glück ist nichts passiert, denn ich stelle fest, dass ich den Platten wohl schon die ganzen letzten Tage hatte.


 In Vietnam gibt es den neuen Haarschnitt am Straßenrand.


Teilweise gibt es Kreaturen aus der See zum Essen, die ich vorher in meinem Leben noch nie gesehen habe.


Auf dem Rückweg nach Hanoi stelle ich fest wie viel Smog in der Luft ist.


Wie ein leichter Nebel steht die dreckige Luft über dem Boden. Jetzt wird mir auch bewusst, woher meine Halsschmerzen kamen, nachdem ich mit dem Fahrrad aus Hanoi raus bzw. wieder nach Hanoi rein gefahren bin.


 Lecker, frisches Kokoswasser.


Durch Zufall werden Mitzi und ich zu einer Art Modeshow/Galaveranstaltung eingeladen.





Gemeinsam wird gegessen, getrunken und gefeiert.


 Und auch Zigarren werden herumgereicht.


Nach ein paar Stunden ist die Party dann doch vorbei und wir gehen noch mit unserem Gastgeber Tommy auf einen Absacker in die Altstadt.


Diese Straße ist auch sehr bekannt. Hier fährt dreimal täglich der Zug durch. Das heißt für die Bewohner, dass sie Stühle und Tische auf die Seite räumen und in ihren Häusern Zuflucht suchen, damit der Zug vorbeipoltern kann.


Ich merkte schnell, dass das Reisen mit dem Rucksack und per Bus bzw. Bahn nicht wirklich meine Vorstellung von Reisen war. Trotzdem wollte ich nicht gleich alles über den Haufen werfen und musste mich mit der Situation arrangieren. Man ist ja nicht jeden Tag am anderen Ende der Welt und somit entschied ich mich am 18. Dezember einen Nachtbus in Richtung Süden zu nehmen. Mein erster Stopp sollte die Küstenstadt Da Nang sein.
Hier hatte ich geplant zwei, drei Nächte zu bleiben, doch ich lernte schnell Leute kennen, fühlte mich wohl in dem Hostel, in dem ich wohnte und mir gefiel der Vibe der Stadt sehr gut. Und so passierte es, dass ich einen ganzen Monat mit Entspannen, Gesprächen, Herumschlendern, Schwimmen und Surfen verbrachte. Ich ging jeden Morgen ins gleiche Cafe zum Frühstücken und am Abend in die gleiche Bar für ein paar Bier. Somit lernte ich einige Locals und andere Reisende kennen und es entstand ein Gefühl von Wohlbefinden und Heimat.
Auch Weihnachten und Silvester verbrachte ich in meiner Stammbar mit den hauptsächlich schon bekannten Gesichtern.


In den Reisebussen wird alles transportiert. Von einer Palette Bier bis hin zu einer Stoßstange für ein Auto habe ich alles gesehen.


In meiner Stammbar, das Trip 66.


Frohe Weihnachten. Weihnachtsdeko in einem Restaurant.


Da Nangs Nachtmarkt.


Ein Paradies für Meerestierliebhaber (also nichts für mich :D )











Die Drachenbrücke spuckt jeden Freitag, Samstag und Sonntagabend Feuer und danach eine riesen Ladung Wasser. Jedes Mal ist die zweiminütige Show gut besucht.


Nur knapp über einen Euro kostet dieses Essen, welches ich in meiner Zeit in Da Nang oft aß. Eine ordentliche Portion Reis, oben drauf kommen Gerichte nach eigener Wahl, dazu gibt es eine scharfe Sojasoße und eine Suppe.


Mit ein paar Leuten aus dem Hostel, unternehme ich eine Tour mit dem Roller. Wir erkunden die nah gelegene Halbinsel.








Eine Pause am Meer.


Mit einer Halbschale und einem Holzruder paddeln die Fischer von ihren Booten an den Steg.


So kommt man auch bei 30 Grad im Schatten in Weihnachtsstimmung.


Den Weihnachtsabend verbringen wir im Trip 66. Roman aus Russland und...


Robbie aus England unterhalten mit einer kleinen Feuershow.


Ban Bao, Ban Bao hier, Ban Bao heiß und lecker. Das ist die Übersetzung, der Durchsage, die normalerweise auf vietnamesisch vom Motorrad durch die Straßen schallt. Ban Bao ist eine Art Reisweckchen, welches je nach Verkäufer mit Eiern und Gemüse gefüllt ist. Für gerade einmal 30 Cent kann man diese Ban Baos von früh morgens bis spät in die Nacht ergattern. Warmgehalten werden die Brote durch ein offen brennendes Feuer, welches am Motorrad angebracht ist. (Links unten)


Am 1. Weihnachtsfeiertag gibt es ein gemeinsames internationales Festessen. Von links Ashish aus Indien, Balder aus Norwegen, Seb und Robbie aus England. Wie unseren Gesichtern leicht zu entnehmen ist, war der heilige Abend sehr alkoholreich.


Die Verehrung der Vorfahren bzw. der Ahnenkult ist in Vietnam sehr wichtig und so steht ungefähr einmal im Monat ein Tisch mit Essen, Trinken, Räucherstäbchen und anderen Dekorationen für ein paar Stunden vor den Häusern.


Da Nang Beach.


Und nochmal mache ich einen Rollerausflug.


Diesmal geht es über den Hoi An Pass.








Reisfelder.


Vietnam ist ein Rollerland. Die Straßen sind voll mit Rollerfahrern.


Die Tour mache ich mit Julie aus Peru und Roxanne aus Südafrika.


In meinem Stammcafe, in dem ich morgens immer frühstückte, freundete ich mich mit den Mitarbeitern/innen und Inhabern an. So kam es dazu, dass mein Kumpel Ben und ich zu einem großen gemeinsamen Essen eingeladen wurden. Es wird ausgiebig gegessen, getrunken, getanzt und mit einer ohrenbetäubenden Lautstärke Karaoke gesungen, bis sich gegen zwölf Uhr Nachts die Party auflöst.


Auf ein Bier im Trip 66, mit Ben (hinten) und Jason aus England.


Ein Ausflug zu den Marble Mountains. Hier gibt es einen buddhistischen Tempelkomplex, der sich über mehrere kleine Berge erstreckt.











Ein weiblicher Buddha.


Vom höchsten Punkt aus hat man eine gute Aussicht.














Während der Anfangszeit in Da Nang schlief ich sehr schlecht. So kam es, dass ich schon morgens um halb 5 am Strand saß. Doch ich war nicht alleine. Noch bevor die Sonne aufgeht sind viele Vietnamesen am Strand. Sie joggen, laufen, dehnen und meditieren.





Mit Ashish mache ich nochmal einen Ausflug auf die Halbinsel.


Von hier aus hat man einen atemberaubenden Blick über Da Nang.





Während meiner Zeit in Da Nang, regnete es einige Tage sehr viel und heftig.


Kunst aus Holz. 


Mit Ben lege ich eine dreitägige Pause von Da Nang ein. Mit dem Nachtbus fahren wir ins südlich gelegene Buon Ma Thuot. Hier machen wir ein paar kleinere Ausflüge. Unter anderem zu den "Dray Nur" Wasserfällen.





 Ein unglaubliches Wurzelwerk.





Für nicht einmal 4 € pro Nacht, bekommt jeder ein eigenes Zimmer mit Dusche, Toilette und Frühstück. Zudem ist die Inhaberin sehr nett und wir verbringen mit ihr, ihren Kindern und ihren Freundinnen eine schöne Zeit.











Mit dieser Maschine werden die Reisfelder gepflügt.


 Da wir die Hauptstraße verlassen, fahren wir durch kleine Dörfer. Hier hat der Fluss den Weg abgeschnitten, somit müssen wir auf das am anderen Ufer liegende Boot warten, das uns für ein paar Cent auf die andere Seite bringt.


Bei dieser Dame lasse ich mein Hemd reparieren.


In diesen Liegebussen ist das Reisen eigentlich relativ bequem.


Zurück im Trip 66. Durch die vielen Abende in der Bar lerne ich auch Mitarbeiter/innen und den Inhaber kennen. An diesem Abend wird es noch sehr voll und gegen freie Getränke helfe ich etwas aus.


Donnerstagabend ist Open Mic Abend. Jeder der Lust hat kann etwas vorspielen oder singen.


Der kleine Welpe Bong.





Einer der Localmärkte in Da Nang.





Auf den Rollern wird alles transportiert. Die Größe und das Gewicht spielen keine Rolle. 


Doch auch die Zeit in Da Nang ging irgendwann zu Ende und ich machte mich wieder auf den Weg in Richtung Norden.


Ich legte noch einen Stopp in Ninh Binh ein. Hier verbrachte ich nur zwei Nächte und machte einen kleinen Tagesausflug.











Beim Vorbeilaufen ruft mich der Mann zwei Abende hintereinander zu sich. Er lädt mich beide male ein mit ihm eine Thuoc Lao zu rauchen. Thuoc Lao ist eine Bambuspfeife, durch die man in einem Zug sehr starken Tabak einatmet. Später lädt er mich noch auf einen Tee in sein Haus ein.


Am  22.01.2020 kam ich wieder in Hanoi an. Während der letzten Wochen stand mein Fahrrad vor dem Hostel. Es war unglaublich verdreckt und klebrig.


Hahnentransport.





Ted. So heißt das vietnamesische Neujahr und findet parallel zum chinesischen Neujahr statt.


Es wird ein Drachentanz aufgeführt.


Abgesehen davon, dass es in Hanoi sowieso schon wirklich bescheidene Luft hat, wird am Neujahrsabend noch unechtes Papiergeld verbrannt. Auch diese Tradition hat etwas mit dem Ahnenkult zu tun.


Meine Stimmung war nicht gut, als ich Hanoi erreichte. Mein Fuß, an dem ich die Probleme mit der Achillessehne hatte, fühlte sich immer noch steif an und irgendwie nicht einsatzbereit. Somit grübelte ich darüber, wie meine nächsten Schritte aussehen sollten. Da mich das Reisen mit dem Rucksack nicht wirklich befriedigte, spielte ich schon mit dem Gedanken früher nach Hause zufliegen.
Seit Seoul war ich durchgehend mit Li Jing aus Malaysia in Kontakt geblieben. Als ich ihr von meinen Gedanken erzählte, lud sie mich zu ihr nach Malaysia ein. Da sie an ihrem Laptop arbeitete war sie sehr flexibel und schlug mir vor, mir ihr Heimatland zu zeigen.
Das holte mich aus meinem Stimmungstief und ich freute mich sehr darauf. Am 29.01.2020 war ich nun mit Sack und Pack auf dem Weg zum Flughafen, um einen Flieger nach Kuala Lumpur zu nehmen.







Mir fällt es sehr schwer Vietnam mit meinen vorher bereisten Ländern zu vergleichen. Die Eindrücke, die man mit dem Fahrrad macht, sind einfach nicht vergleichbar mit denen per Bus oder Bahn. Für mich liegt beim Radreisen der Schwerpunkt der Reise zwischen den Stopps, beim Rucksackreisen sind die Stopps das "Ziel". Für mich persönlich bleibt das Reisen per Fahrrad mein Favorit.
Trotzdem hatte ich in den letzten zwei Monaten sehr tolle Eindrücke und Begegnungen. Wobei sich die meisten Begegnungen, bis auf Da Nang, eher auf andere Reisende beschränkte. Doch auch diese Erfahrungen waren einzigartig und bereichernd, da ich viele Menschen aus aller Welt kennenlernte.

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